Call for Papers: Arbeitstagung Situationsanalyse, 10.-11.04.2024, Tübingen, Deadline: 15.02.2024

Call for Abstracts: Arbeitstagung Situationsanalyse

Im Vorfeld der Spring School Qualitativ Forschen 2024 (s. https://uni-tuebingen.de/de/211345) in Tübingen laden wir herzlich zu einer Arbeitstagung am 10. und 11. April ein, um work in progress zu diskutieren und Schreibpraktiken zu einer sozial(er)en Angelegenheit zu machen. Im Mittelpunkt steht dabei die gemeinsame Auseinandersetzung mit dem Forschungsprogramm der Situationsanalyse.
Die Situationsanalyse wurde im Jahr 2005 von der US-amerikanischen Soziologin Adele Clarke im Anschluss an die Grounded Theory nach Anselm Strauss und Juliet Corbin zunächst als eine methodologische Weiterentwicklung konzipiert. Dank der Übersetzung ihres Grundlagenwerkes „Situationsanalyse – Grounded Theory nach dem Postmodern Turn” (2012) durch Reiner Keller hat sie Einzug in die deutschsprachige Forschungslandschaft gehalten, wo sie mit großem Interesse aufgenommen wurde (Keller 2013, 2020, Strübing, 2018, Offenberger 2019, Offenberger et al. 2023; Gauditz et al. 2023).
Situationsanalysen folgen der sozialökologisch und relational ausgerichteten Tradition der Chicagoer Soziologie und den Prämissen des symbolischen Interaktionismus. Über das vergangene Jahrzehnt hinweg hat Adele Clarke, gemeinsam mit Carrie Friese und Rachel Washburn, die Situationsanalyse methodologisch zu einem Theorie-Methoden-Paket weiterentwickelt, welches sich zunehmend als eigenes Forschungsprogramm ausdifferenzieren lässt (Clarke, Friese und Washburn 2018, Clarke, Washburn und Friese 2022, Gauditz et al. 2023).
Inzwischen kommen Situationsanalysen verstärkt auch disziplinenübergreifend sowie in inter- oder transdisziplinären Forschungsprojekten zum Einsatz und erweisen sich als geeignete Methodologie für die Beforschung vielfältiger Themen- und Fragestellungen. Dabei gibt es eine Vielfalt an Ansätzen oder Praktiken, wie mit der Situationsanalyse gearbeitet und publiziert werden kann.
Wir möchten an diese Vielfalt anknüpfen und Personen, die mit der Situationsanalyse arbeiten, eine Plattform bieten, um Artikel- und Schreibprojekte zur Diskussion zu stellen. Im Sinne von paper development workshops haben Teilnehmende an der Arbeitstagung die Möglichkeit, erste Textentwürfe von 10 bis 15 Seiten vorzustellen und Feedback dazu zu erhalten. Darüber hinaus kann die Tagung auch genutzt werden, um sich etwa über Drittmittelstrategien und Erfahrungen im Arbeiten mit der Situationsanalyse auszutauschen und darüber zu sprechen, wie die Situationsanalyse als Forschungsprogramm im deutschsprachigen Raum weiter etabliert werden kann.

Folgende Fragen können dabei unter anderem bearbeitet werden:

  • Für welche empirischen Phänomene ist eine Situationsanalyse besonders geeignet?
  • Welchen Nutzen hat die sozialökologische Perspektive der Situationsanalyse für soziale Phänomene?
  • Welche Datensorten sind für Situationsanalysen besonders nützlich, und wie können verschiedene Sorten miteinander sinnvoll kombiniert werden? Welche Rolle können etwa digitale oder visuelle Methoden für Situationsanalysen spielen? Wie verhalten sich bestimmte Datensorten zu den jeweiligen Kartierungsverfahren?
  • Wie können KIs in Situationsanalysen genutzt werden? Welche Implikationen haben KIs für einen Analyseprozess und der Positioniertheit der Forschenden, wenn KIs zu Co-Forschenden werden?
  • Wie wird Kollektivität in der Situationsanalyse konzeptualisiert? Welche Bedeutung spielen dabei Objekte und Materialitäten (etwa konzipiert als ‚boundary objects‘, ‚boundary infrastructures‘ oder ‚assemblage‘)? Welcher Begriff von Öffentlichkeit entsteht dadurch? Welche Rollen haben Organisationen?
  • Welche Anschlüsse und Anschlussmöglichkeiten bestehen zu weiteren qualitativen, quantitativen und mixed-methods Ansätzen?

Diese nicht erschöpfende Liste von Fragen soll zum gemeinsamen Austausch mit
Situationsanalysen einladen. Willkommen sind Beitragsvorschläge aus verschiedenen Disziplinen, die sich mit diesen und weiteren Fragen zu Situationsanalysen befassen, und die zur Einreichung bei verschiedenen Publikationsorganen vorgesehen sind. Die Arbeitstagung wird aus jeweils kurzen Vorstellungen der Schreibprojekte und einer ausführlichen Diskussion der Textentwürfe bestehen, die im Vorfeld gelesen werden. Die Teilnehmenden verpflichten sich zum vertraulichen und fairen Umgang mit unveröffentlichten Texten Anderer.

Bitte reichen Sie ihre Beitragsvorschläge mit einer maximalen Länge von 300 Worten bis zum 15.02 ein.
Die Teilnahme an der Arbeitstagung ist kostenlos, eine anschließende Teilnahme an der Spring School ist möglich. Bitte beachten Sie, dass Sie sich hierfür separat anmelden müssen.

Wir freuen uns auf den gemeinsamen Austausch!
Organisator*innen:
Tamara Schwertel
Anna-Lisa Klages
Clara Retz
Ursula Offenberger
Korrespondenz: qualitativ@mz.uni-tuebingen.de