Call for Papers: 2000 Revisited – Rückblick auf die Zukunft (Karlsruher Institut für Technologie, 6.–7. Mai 2017)

Das Jahr 2000 diente den westlichen Gesellschaften mehrere Jahrzehnte lang als futuristischer Bezugspunkt, als imaginierte Zwischenstation einer „soziotechnischen ToDo-Liste“ und mitunter als Synonym für die Zukunft selbst. Gerade in den 1960er Jahren behandelte nicht nur die Science Fiction, sondern auch eine Vielzahl von Print- und TV-Veröffentlichungen im Non-Fiction-Bereich die sozialen, kulturellen, medizinischen und räumlichen Veränderungen, die technische Innovationen und wissenschaftliche Durchbrüche bis zur Jahrtausendwende bringen würden. Erweitert wurde dieser Diskurs spätestens ab den 1970ern um eine ökologische Dimension und Themen wie Klimawandel, Umweltverschmutzung und Energiekrisen, welche Zweifel an einem rundum positiven Pfad in die Zukunft weckten. Die Auseinandersetzung mit Jahr-2000-Vorhersagen kann nicht nur Erkenntnisse darüber liefern, wie wissenschaftliche und technische Entwicklungen die gesellschaftliche Debatte formen und von dieser geformt werden, sie verrät uns möglicherweise auch einiges darüber, wie zutreffend Zukunftsprognosen überhaupt sein können und welche Faktoren bei ihnen über- und unterschätzt werden. Zudem liefert sie einen wichtigen Einblick in die Gedankenwelt und die Diskurse der technischen Hochmoderne.

Mögliche Themen: Retrospective Technology Assessment: Welche großen Entwicklungen in Wissenschaft und Technik wurden für das Jahr 2000 und das 21. Jahrhundert vorhergesehen, welche Technologiepfade erschienen vielversprechend? Inwiefern traten diese Vorhersagen ein – und in welchen Bereichen stellten sie sich als fehlerhaft heraus bzw. erlebten eine Aktualisierung? Was sind im Kontext zu ihnen moderne Themenfelder in Wissenschaft und Technik, denen heute vergleichbare Erwartungen entgegengebracht werden?

Zukunftsvorstellungen in Kultur und Gesellschaft: Welchen Stellenwert hatten technische und wissenschaftliche Zukunftsvisionen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wie wurden sie in Politik, Gesellschaft und Populärkultur aufgegriffen? Inwiefern boten sich Zukunftstechnologien als Bezugspunkt für gesellschaftspolitische Emanzipierungsbestrebungen an (gesellschaftliche Teilhabe, Humanisierung der Arbeitswelt, Entkolonialisierung, soziale und ökologische Utopien, Feminismus, LGBTQIA*)? Gibt es Zäsuren und Wendepunkte, an denen Erwartungshaltungen auf das Jahr 2000 vom Positiven ins Negative umschwenkten?

Jahrhundertwenden als Projektionsfläche: Welche Parallelen und Unterschiede lassen sich bei Erwartungshaltungen zu den Jahresdaten 1900 und 2000 feststellen? Gibt es aktuell ein ähnlich symbolträchtiges Datum in der Zukunft? Inwiefern präg(t)en solche ‚soziotechnischen Deadlines’ die Kommunikation von Wissenschaft und Technik?

Perspektiven der geistes- und sozialwissenschaftlichen Technikforschung: Inwiefern haben sich Forschungsthemen und -diskurse in Disziplinen wie z.B. Technikgeschichte, Technikphilosophie, Techniksoziologie und den Science and Technology Studies seit den 1980er/1990er Jahren verändert? Was waren die großen Themen der letzten drei Jahrzehnte? Was werden die großen Themen der nächsten 20 Jahre sein?

Als Keynote Speakers angefragt:

  • Prof. Dr. Armin Grunwald, Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse, KIT
  • Prof. Dr. Kurt Möser, Institut für Geschichte, KIT
  • Prof. Dr. Marcus Popplow, Lehrstuhlinhaber „Geschichte der technisch-wissenschaftlichen Zivilisation”, KIT

Format der Vorträge: Als zeitliche Begrenzung für die Vorträge sind 20 Minuten angedacht. Um den interdisziplinären Austausch zu gewährleisten, wird darum gebeten, theoretische Konzepte und Jargonbegriffe so zu erläutern, dass sie auch außerhalb des eigenen Fachgebietes verständlich sind. Schilderungen des eigenen wissenschaftlichen Arbeitens sind ausdrücklich erwünscht. Für die Bewerbung wird ein Abstract im Umfang von 300 Wörtern sowie ein Lebenslauf im Umfang einer DIN A4-Seite verlangt, welche bis zum 31.01.2017 an 2000revisited@gmx.de zu senden sind. Eine Benachrichtigung über den Erfolg der Bewerbung erfolgt bis Mitte Februar 2017.

Tagungsbeitrag: Der Tagungsbeitrag für beide Tage beträgt € 20,00 (€ 10,00 ermäßigt für Studierende und Promovierende ohne Institutsanbindung), für einen Tag € 12,00 (ermäßigt € 6,00); hierbei enthalten sind auch Snacks und Getränke. Die Kosten für Anreise, Unterbringung und Mahlzeiten sind selbst zu tragen. Für Beiträger*innen entfällt der Tagungsbeitrag; die Kosten für Anreise und Unterbringung werden im Nachhinein erstattet.

Kooperation: Die Tagung wird von der Hans-Böckler-Stiftung gefördert und in Kooperation mit der Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften am KIT, dem Institut für Germanistik, dem Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse, dem Institut für Geschichte sowie dem Interdisciplinary Network for Studies Investigating Science and Technology (INSIST) durchgeführt.