Das Graduiertenkolleg „Innovationsgesellschaft heute“ und das Fachgebiet Techniksoziologie des Instituts für Soziologie der Technischen Universität Berlin veranstalten am 7. und 8. Dezember 2017 die Tagung „Genese und Folgen der Pflegerobotik“.
Wenn heute die gesellschaftliche Relevanz von Robotikanwendungen oder von Szenarien der MenschTechnik-Interaktion thematisiert werden soll, dann wird sehr häufig auf den potentiellen Einsatz von Assistenztechnik in Pflegesettings verwiesen. Von allen denkbaren Anwendungsfällen scheint ausgerechnet das Bild des Roboters, der autonom und zielsicher ein Glas Wasser für Seniorinnen und Senioren holt, geradezu omnipräsent. Dabei wird neben der Sinnhaftigkeit der konkreten Anwendung auch ein gesamtgesellschaftlicher Bedarf angerufen: Der antizipierte demographische Wandel mit den damit einhergehenden gesellschaftlichen Herausforderungen, wie gesundheitlich bedingte Defizitkompensation, vermehrter Pflegebedarf, Fachkräftemangel und Belastung der sozialen Sicherungssysteme. Dieser gesamtgesellschaftliche Bedarf wird von verschiedensten Akteuren als technisch lösbar beschrieben. Von Seiten der Pflege wird das größte Potential für den Einsatz von technischen Lösungen derzeit in der geriatrischen Pflege verortet, in welcher eine breite Palette von Assistenz-, Kommunikations-, Beschäftigungs- und Sicherheitstechniken diskutiert wird. Roboter sind dabei immer ein prominenter Bestandteil von Lösungsszenarien, da sie versprechen, eine ganze Reihe von unterschiedlichen technischen Funktionen in einem Gerät vereinen zu können. Derzeit ist die Fertigstellung von marktreifen integrierten Pflegerobotern allerdings noch nicht abzusehen: Viele der Techniken tauchen nur als einzelne Prototypen oder Teilsysteme von Pflegetechnik auf, und nur selten schaffen es entwickelte Pflegetechniken vom ‚Labor’ oder aus Pilotprojekten in die Praxis der alltäglichen Pflege. Die ‚Roboterrobbe’ Paro scheint das einzige Leuchtturmprojekt zu sein. Es besteht also, obwohl viel über Pflegerobotik gesprochen und gestritten wird, eine bemerkenswerte Diskrepanz zwischen dem postulierten technischen Lösungspotential und erreichten Realisierungen. […]
Mehr Informationen zur Tagung, das vollständige Programm und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie auf der offiziellen Webseite der Tagung.