Am 06. und 07.11.2020 veranstaltet das LOEWE-Forschungsprojekt “Architekturen des Ordnens” die internationale Konferenz “Architecture_Metaphor” in Frankfurt am Main und lädt Interessierte dazu ein, noch bis zum 01.06.2020 Beitragsvorschläge einzureichen.
Aus dem Call:
Sowohl in unserem allgemeinen Sprachgebrauch aber auch in verschiedensten professionellen Kontexten, greifen wir vielfach auf architektonische Metaphern zurück. Jedoch registrieren wir diesen Bezug wenn überhaupt nur beiläufig, wenn wir etwa über Softwarearchitekten, Gedankengebäude, Stützen der Gesellschaft und Gehirnarchitektur sprechen oder die Fassade erwähnen, die eine Person vor sich herträgt. Andersherum sind Metaphern vielfach in der Architektur und Urbanistik vorzufinden, wo sie für die Entwicklung von Entwurfskonzepten herangezogen, gleichzeitig aber auch als ein nützliches Medium angesehen werden, um die Besonderheiten von Entwürfen zu kommunizieren, diskutieren oder evaluieren. Beispiele reichen von kristallinen Gebäuden bis zum Gewebe einer Stadt, umfassen aber auch die bekannte Beschreibung Le Corbusiers von Häusern als ‚Wohnmaschinen’.
Die Konferenzthematik folgt keinem engen Metaphernverständnis im linguistischen Sinn. Der Fokus liegt vielmehr auf der Erkundung von Metaphern als produktive Mediatoren in Prozessen des Wissenstransfers zwischen architektonischen und alltäglichen Wissensbeständen aber auch zwischen Architektur und anderen professionellen Diskursen. Damit möchte die Konferenz einen Beitrag zu einer breiter angelegten Untersuchung von Architektur als kultureller Ordnungspraxis leisten, durchgeführt vom interdisziplinären LOEWE Schwerpunkt Architekturen des Ordnens,
einer Kollaboration der Goethe-Universität Frankfurt am Main und der Technische Universität Darmstadt, mit dem Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte und dem Deutschen Architekturmuseum als assoziierte Partner.
Wir sehen Metaphern als eine Zugangsmöglichkeit, die Bedeutung von Architektur in gesellschaftlichen Ordnungsprozessen näher zu beleuchten. Die Grundannahme der Konferenz ist, dass Metaphern in epistemologische Denk- und Produktionsprozesse eingreifen. Metaphern konstituieren sich durch die Inkongruenz eines Begriffes zu der gängigen Terminologie des Kontextes, in dem er gebraucht wird. Sie spannen so einen Raum kontinuierlicher Re-Interpretation auf. Der Sinn einer Metapher oszilliert
damit zwischen dem Wissensbestand aus dem eine Metapher entstammt und dem, in welchem sie genutzt wird. Uns interessiert dabei nicht nur die Beziehung zwischen verschiedenen Wissensbereichen und -formen, die Metaphern herzustellen vermögen und wie sich diese in Bezug auf Architektur darstellen. Indem sie Wissensbestände aus einem Bereich in einen anderen einführen, können auch die mit diesem Wissen verbundenen gesellschaftlichen oder disziplinären Hierarchien, Normen und Protokolle übertragen und verfestigt werden. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, in welcher Art und Weise Architektur als Ordnungspraxis in Wechselwirkung mit gesellschaftlichen und disziplinären Strukturen, Ordnungen und Wissensbeständen steht.
Welche Rolle spielen Metaphern in der Wissensproduktion von Architektur und Urbanistik? Welche Relevanz haben sie in und für Entwurfsprozesse und theoretische Diskurse? Welche Metaphern sind hierbei von besonderer Bedeutung? Welche Funktion kommt architektonischen Metaphern in wissenschaftlichen Beweisführungen oder institutionellen Selbstbeschreibungen wie auch in bestimmten Disziplinen, etwa der Philosophie, den Informationswissenschaften, den Naturwissenschaften oder in
der Politischen Theorie zu? Haben sich architektonische Metaphern historisch und in Abhängigkeit von Entwicklungen in der Architektur gewandelt? Welche Bilder von Architektur konstituieren sich in Disziplinen, die
besonders vielfältig auf architektonische Metaphern zurückgreifen und wirken diese auf architektonisches Denken, Handeln und Entwerfen zurück?
Dies sind Themen, denen wir im Kontext der Konferenz nachgehen wollen, ohne jedoch andere auszuschließen.
Neben Perspektiven aus der Architekturgeschichte und -theorie, Kunstgeschichte, Kultur- und Medienwissenschaften, sowie der Soziologie und Entwurfstheorie, begrüßen wir ausdrücklich Bewerbungen aus Feldern wie Science and Technology Studies, Computer Science, Informationswissenschaft, Ethnologie, Medizin und Biologie. Darüber hinaus erhoffen wir uns
auch Einreichungen aus anwendungsorientierten, stärker auf Erfahrungswissen ausgerichteten Kontexten sowie Exposés für Präsentationen und Arbeitsberichte aus nichtakademischen Kontexten.
Weitere Informationen zur Konferenz und den Modalitäten zur Beitragseinreichung sind dem ausführlichen Call for Papers zu entnehmen.