Call for Papers: Wissenschaftsforschung in polarisierten Welten, 26.-30.09.22, DGS-Kongress in Bielefeld

Wissenschaftsforschung in polarisierten Welten: Plurale Expertisen im Lichte existenzieller Herausforderungen
Veranstaltung der Sektion Wissenschafts- und Technikforschung auf dem 41. DGS-Kongress in Bielefeld (26.–30.9.2022)

Die Bearbeitung von Problemen wie dem anthropogenen Klimawandel oder der COVID-19 Pandemie polarisiert die Gesellschaft auf Basis von konfligierenden Wahrheitsansprüchen. Konflikte um die Adressierung dieser Probleme entfalten sich gerade im Spannungsfeld multipler Fakten; sie kreisen um positive Evidenzen und kritische Expertisen, um totale Wahrheitsansprüche und konkurrierende Sinnhorizonte. Dieser Umstand konfrontiert die Wissenschaftsforschung heute erneut mit ihrem Ausgangsproblem: Was bedeutet die soziale Bedingtheit wissenschaftlichen Wissens vor dem Hintergrund aktueller und zukünftiger existenzieller Herausforderungen? Und worin liegt der gesellschaftspolitische Beitrag eines Faches, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, die “Black Box” der Wissensproduktion zu öffnen und die Eindeutigkeit wissenschaftlicher Fakten zu dekonstruieren? Kurzum, was ist die Rolle der Wissenschaftsforschung in den polarisierten Welten der Gegenwart?

Die Sektionsveranstaltung zielt auf eine Auseinandersetzung über den gesellschaftspolitischen Status und spezifischen Beitrag der Wissenschaftsforschung in der Bearbeitung aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen. Wir begrüßen empirisch orientierte Studien, die sich bestimmten Problemlagen widmen, aber auch theoretische Beiträge. Folgende Leitfragen dienen zur Orientierung:

  • Expertise(n): Was ist Expertise und wer ist Expert*in in der Bearbeitung gesellschaftlicher Herausforderungen? Wie wird Expertise etabliert bzw. zertifiziert, und wie infrage gestellt? Wie unterscheidet sich wissenschaftliche Expertise von anderen (etwapraktischen, aktivistischen, politischen, oder rechtlichen) Expertisen?
  • Meta-Expertise(n): Welche Bedeutung kommt Instanzen zu, die Expertisen bündeln (wie etwa die Leopoldina, das IPCC, Beratungsgremien und Kommissionen oder Krisenstäbe) — und wer schreibt diese Bedeutung zu? Welche „Meta-Expertisen“ entstehen so und wie werden diese genutzt? Über welche Meta-Expertisen verfügt die Wissenschaftsforschung selbst (als Wissenschaft über Wissenschaft) und welche Art von Forschung erweist sich in der Praxis (z.B. in der Wissenschaftskommunikation, in der Wissenschaftspolitik, in der Politikberatung etc.) als anschlussfähig, welche bleibt eher unberücksichtigt?
  • Polarisierung durch Wissenschaft: Wählen Wissenschaftler*innen selbst polarisierende Formen der Kommunikation – sowohl innerhalb der scientific community wie auch außerhalb, etwa bei der Adressierung einer unbestimmten Öffentlichkeit in den sozialen Medien? Und wenn ja, warum? Welche Strategien polarisierender Kommunikation lassen sich identifizieren? Welche Rolle spielen dabei Werte und implizite politische Prämissen?
  • Wissenschaftsforschung zwischen Engagement und Distanzierung: Wie positionieren sich Wissenschaftsforscher*innen im Spannungsfeld von Wissenschaft und Politik? Kommt der Wissenschaftsforschung, etwa im Zusammenhang mit Wissenschaftsleugnung und Desinformation, eine besondere Verantwortung auch im öffentlichen Raum zu? Was folgt daraus für die Wissenschaftskommunikation?

Bitte senden Sie Ihre aussagekräftigen Abstracts (max. eine Seite) für Beitragsvorschläge bis zum 15. April 2022 an das Organisationsteam:
Julia Schubert schubert@uni-speyer.de
David Kaldewey kaldewey@uni-bonn.de
Martina Franzen martina.franzen@kwi-nrw.de
Pascal Berger pascal.berger@uni-bonn.de

Den PDF-Version des Calls finden Sie hier: Sektion WuT in polarisierten Welten