Vom 23.-24. Mai 2019 findet in München ein Workshop mit dem Titel: “Macht. Wissen. Wettbewerb. Deutsche und europäische Wissenschaftspolitik im Technology Race” statt.
Konkurrenz gilt nahezu unhinterfragt als treibende Kraft des Wissenschaftssystems. Drittmittel, Publikationen in einschlägigen Zeitschriften oder Spitzenplätze in Rankings – um diese und andere Prämien konkurrieren WissenschaftlerInnen und wissenschaftliche Einrichtungen. Entsprechend wird der Wissenschaftsbetrieb oft als Wettkampf aller gegen alle beschrieben. Übersehen wird dabei häufig, dass sich ForscherInnen auf vielfältige Weise kooperativer Strukturen bedienen.
Dieses Wechselverhältnis von Kooperation und Konkurrenz richtet sich nach spezifischen Regeln, die – zumal in Europa – seit den 1960er Jahren von politischen Akteuren mitgestaltet und verändert werden. So durchlief das deutsche und europäische Wissenschaftssystem in diesen Dekaden eine Phase des Umbruchs. Die treibende Kraft hierfür war nicht zuletzt die Krisenwahrnehmung europäischer Akteure, im globalen Technology Race gegenüber der amerikanischen und japanischen Konkurrenz aussichtslos zurückzufallen. Mit gezielten Programmen zur Forschungsförderung sollten dezidiert kooperative, d. h. länder- und institutionenübergreifende Strukturen geschaffen werden. Daraus resultierte ein gewaltiger Anstieg der Forschungsaufwendungen in Europa, und besonders die Europäische Kommission förderte zunehmend supra- und transnationale Kooperationen. Eine wachsende Anzahl von Akteuren konkurrierte nun um Fördergelder; allerdings unter den Bedingungen einer system- und programmimmanent geforderten Kooperation.
In dieser Entwicklung nahmen wirtschaftliche Interessen von Anfang an eine zentrale Rolle ein: So war „der Markt” ein entscheidender Bezugsrahmen und Adressat der Wissenschaftspolitik und Forschungsförderung. In der wissenschaftssoziologischen Forschung ist die enge Verflechtung von Wissenschaft, Politik und Ökonomie bereits betont worden, die Bedingungen der wechselseitigen Einfluss- und Durchdringungsprozesse jedoch harren noch der Historisierung.
Der Workshop thematisiert das europäische bzw. bundesdeutsche Wissenschafts- und Innovationssystem seit den 1970er Jahren und geht den verschiedenen Modi der Verflechtung von Kooperation und Konkurrenz nach.Dieser Call for Papers richtet sich an ForscherInnen aller Qualifizierungsstufen, deren Arbeit sich in (zeit-)historischer, soziologischer oder politikwissenschaftlicher Perspektive mit Wissenschaftspolitik, technologischem Wettbewerb, (trans-)nationalen Forschungsstrukturen und der Ökonomisierung von Wissenschaft beschäftigt.
Bewerbungsschluss ist der 15.01.2019, weiter Informationen finden sich im vollständigen Call.