– Call for Abstracts –
Klimakrise, Kritik und der Geist des Kapitalismus
Ad-hoc-Gruppe am Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie (ÖGS),
Wirtschaftsuniversität Wien, 3. bis 5. Juli 2023
Organisation: Gregor Kungl, Eltje Gajewski
Im Angesicht der ökologischen Herausforderungen der Gegenwart wie Klimawandel und Artensterben wird das Spannungsverhältnis zwischen kapitalistischer Wirtschaftsweise und einer ökologisch nachhaltigen Entwicklung immer deutlicher. Auch in der soziologischen Debatte gewinnt das Thema zunehmend an Gewicht (u.a. Neckel et al. 2022; Lenz 2022). Dabei dominiert bislang ein problematisierendes Framing, das die Fähigkeit der kapitalistischen Wirtschaftsordnung, diesen Herausforderungen gerecht zu werden, fundamental in Frage stellt (etwa Dörre 2019; Blühdorn 2018). In der Ad-Hoc-Gruppe soll in Abgrenzung hierzu weniger die Frage gestellt werden, ob sich die ökologische Krise im Rahmen der hergebrachten systemischen Logiken lösen lässt, sondern vielmehr wie sie von verschiedenen Akteuren und gesellschaftlichen Gruppen tatsächlich bearbeitet wird. Trägt die ökologische Krise zu einer grundlegenden Transformation kapitalistischer Sinnstrukturen bei oder beobachten wir die Herausbildung eines „grünen kapitalistischen Geistes“ im Sinne einer Subsumption von ökologischen Sinngehalten unter das kapitalistische Wirtschaftsethos (Kungl 2022; Goldstein 2018;Neckel 2018)?
Wir begrüßen Einreichungen, die auf originärer empirischer Forschung fußen und sich mit der ideellen Ebene wirtschaftlichen Handelns auseinandersetzen. Als theoretische Bezugspunkte können unter anderem das Konzept vom Geist des Kapitalismus (Sombart 1913; 1916; Weber 1920; Boltanski/Chiapello 2003) sowie verschiedene Ansätze der Konventionssoziologie (Bolkanski/Thévenot 2007; Knoll 2014), des soziologischen Neo-Institutionalismus (Gibel et al. 2021; Hasse/Krücken 2013) oder der neuen Wirtschaftssoziologie (Beckert 2013; Deutschmann 2019) dienen.
Mögliche Beiträge befassen sich mit Themen wie:
– Der ideellen Verarbeitung von ökologischer Kapitalismuskritik in Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft
– Dem Einfluss neuer Protestformen auf das ideelle Fundament des Kapitalismus
– Dem Beharrungsvermögen kapitalistischer Kernlogiken wie Technik- und Fortschrittsoptimismus, ökonomischer Rationalität oder Wachstumsideal im Angesicht der Klimakrise
– Veränderungen der Legitimitätsbasis des Kapitalismus in der Klimakrise
Damit möchten wir zu der übergeordneten Frage nach den Beharrungskräften etablierter Institutionen und Denkweisen in Zeiten der Krise beitragen und die Dynamiken von (Klima-)Krise, (Wachstums-)Kritik und den vorherrschenden Vorstellungen zu deren Lösung diskutieren.
Bitte schicken Sie Abstracts für Beitragsvorschläge von max. 2.500 Zeichen bis zum 1. April 2023 an
gregor.kungl@sowi.uni-stuttgart.de und eltje.gajewski@uni-due.de.
Die Auswahl der Beiträge erfolgt voraussichtlich bis Mitte April 2023.
Den vollständigen Call sowie alle Referenzen finden sie hier.