Am 6. und 7. Dezember 2018 findet am Institut für Soziologie der Universität Gießen die interdisziplinäre Tagung „Angst und Regression: gesellschafts- und kulturwissenschaftliche Perspektiven“ statt.
In der jüngeren Vergangenheit rückt Angst wieder verstärkt in den Fokus der Gesellschafts- und Kulturwissenschaften. Ob im Kontext allgemeiner Zeitdiagnose (Bude 2014), als Erklärung für den Aufstieg des deutschen Rechtspopulismus (Amann 2017), als Triebfeder der neuen staatlichen Sicherheitsmaßnahmen und Überwachungsstrategien (Strasser 2013), als zentrales Element der medialen Inszenierung von Terror und Amok (Kahr/Robertz 2016) oder in den Debatten um neue Biotechnologien, Bioökonomie und Nachhaltigkeit (Gottwald/Krätzer 2014) – stets wird der Angst eine neue gesellschaftliche Funktion und Relevanz zugeschrieben. In der Auseinandersetzung mit neuen spätmodernen Gefahren hat sich in den 1980er Jahren zunächst der Begriff „Risiko“ durchgesetzt und als Zeitdiagnose eine erstaunliche Karriere gemacht. Damit war stets eine offengehaltene Ambivalenz zwischen neuen Gefahren und gesellschaftlichen, politischen und technologischen Entwicklungschancen verbunden. Gerade die Einsicht in und Beherrschbarkeit von genuin modernen Gefahren verspreche einen weiteren gesellschaftlichen Modernisierungsschub. Inzwischen dominiert in den öffentlichen Diskussionen ebenso wie in den gesellschafts- und kulturwissenschaftlichen Fachdebatten der Begriff der Angst. Vollzieht sich damit ein Deutungswandel, der neue Gefahren mit Angst (statt mit Risiko) und daher weit eher mit gesellschaftlicher Regression denn mit Entwicklungs- und Handlungschancen verbindet? Oder bedeutet der Konnex Angst/Regression bereits eine Vereinseitigung, die nicht-regressive Potenziale von Ängsten vernachlässigt? Diese Fragen bilden den Ausgangspunkt unseres Workshops, in dem wir in unterschiedlichen thematischen Blöcken fragen, wie diese begriffliche Verschiebung hin zur Angst gesellschafts- und kulturtheoretisch zu deuten ist. […]
Beitragseinreichungen sind bis zum 15.08.2018 möglich.
Mehr Informationen können dem vollständigen Call for Papers (PDF) entnommen werden.