Das Leopoldina-Zentrum für Wissenschaftsforschung in Halle/Saale veranstaltet am 02. und 03. April 2020 seine Frühjahrstagung zum Thema “Künstliche Intelligenz und Weltverstehen in Halle an der Saale und lädt alle Interessierten zu Beitragsvorschlägen ein.
Auszug aus dem Call:
“Künstliche Intelligenz“ (KI) ist vielleicht die zentrale Schlüsseltechnologie der Gegenwart. Mit ihr sind tiefgreifende technische und gesellschaftliche Veränderungen verbunden, die in dem Maße aus dem Blick verschwinden, wie ihre technische Gestaltung und Einbettung an Perfektion zunimmt. Gleichzeitig beeinflussen ihre Erscheinungsformen gerade durch ihre Allgegenwart wesentliche soziale und materielle Beziehungen. Dies hat über die Neugestaltung der Informations- und ommunikationssphären hinaus weitreichende Auswirkungen auf die Steuerung wirtschaftlicher und sozialer Entwicklungen und auf die Form politischer Organisation. Mit womöglich zunehmender Intransparenz der verwendeten Algorithmen und schwindender Nachvollziehbarkeit der technischen Operationalisierung sinkt dabei die Möglichkeit, gute Gründe für die Gültigkeit und Belastbarkeit von Ergebnissen und Prognosen anzugeben – die Vorhersagekraft steigt zu Lasten der Erklärungskraft und es wird schwierig, Rechenschaft über Prozesse abzulegen.
Zugleich fordert KI auch in den Wissenschaften selbst das Verständnis der Welt und des Menschen heraus. Denn Künstliche Intelligenz transformiert spezifische Theorien und Methoden der Forschung und erfordert daher die Überprüfung und Anpassung erprobter und tradierter Konzepte. Sie steht auch als technische Analogie des menschlichen Verstehens und Lernens in einem spannungsreichen Verhältnis zu jenen Phänomenen, die sie ursprünglich modellieren, unterstützen oder nachahmen sollte, und zu den akademischen Traditionen, aus denen sie stammt. Menschliche Kognition steht erneut in Frage, und dies vielleicht aufgrund der Techno-Logik des Mediums ihrer Selbstdarstellung. Die technischen Bilder der neuronalen Netze, der Schaltalgebra oder der kybernetischen Rückkopplungsdiagramme, die die KI als Disziplin prägen, wirken als Bildgeber auf den Prozess der Neuverhandlung des Menschen als dezentrale, hybride Dividualität, was oftmals hinter traditionellen Bildkonventionen der Bildgebungsverfahren maskiert wird.
Neben klassischen Vorträgen sind auch künstlerische Formate oder Diskussionsrunden willkommen. Die Veranstalter*innen möchten insbesondere Wissenschaftler*innen in frühen Karrierestadien zu Beiträgen ermutigen. Abstracts mit max. 2.000 Zeichen sowie eine Kurzbiografie (maximal 5 Zeilen) des/der Vortragenden werden bis 30.09.2019 an die folgende Adresse erbeten: lzfw@leopoldina.org.
Weitere Informationen entnehmen Sie bitte dem Call for Proposals.