Das Schaufler Lab@TU Dresden und die GenderConceptGroup der TU Dresden planen ein Symposium zum Thema „Queere KI. Zum Coming-out smarter Maschinen“ .
Das Symposium wird am 24. und 25. Juni 2021 digital stattfinden. Die Veranstaltung möchte sich dem Verhältnis von Queerness und KI aus einer theoretischen Perspektive widmen. Angestrebt wird eine Präzisierung der diskursiven Verschränkungen von KI und Queerness. Ziel ist es, die Diskussion stärker in die akademische Auseinandersetzung zu bringen und an diesbezügliche Debatten anzuknüpfen, die sich mit Diskriminierung und Bias auseinandersetzen, um diese stärker geisteswissenschaftlich rückbinden, historisieren und reflektieren zu können.
Insbesondere die geistes-, sozial- und kulturwissenschaftliche Forschung hat in den vergangenen Jahren in Anbetracht der rasanten Weiterentwicklung von Verfahren Künstlicher Intelligenz (KI) einige Anstrengungen geleistet, um auf die mit digitalen Technologien verbundenen Exklusions- und Marginalisierungsproblematiken aufmerksam zu machen. Dazu zählen die nicht vorhandenen Möglichkeiten für Trans- oder Interpersonen sich außerhalb heteronormativ-binärer Muster zu identifizieren, die nicht gelingende Wahrnehmung von People of Color durch Gesichtserkennungssoftware oder die Benachteiligung von Frauen bei automatisierten Bewerbungsverfahren im Berufsalltag. In dem auf dieser Problematik aufbauenden Forschungsfeld verweisen viele Stimmen auf einen lückenhaften Datensatz und stellen ein Aufbrechen der Exklusion durch die Einspeisung von zusätzlichen Daten aus pluralen Perspektiven in Aussicht. Wird Wissen zwar stets als partikular und situativ verstanden, eröffnen sich Möglichkeiten des Umgangs mit KI, die reduktive Kategorisierungen zu überschreiten versuchen. Was indessen aus einer queeren Perspektive deutlich werden kann, ist der Gedanke, dass der binären Codierung digitaler Technologien ein simplifiziertes Repräsentationsverständnis zugrunde liegt, welches in der Lage ist, sich über die Datensätze hinaus in digitale Sphären einzuschreiben. Queerness weist im Gegensatz dazu stets auf einen Überschuss an Bedeutung hin, auf die stete Gegebenheit von Pluralität wie auch auf Un- und Vieldeutigkeiten, welche ebenfalls nur partikular erfassbar sind.
Ausgehend von einer solchen Bestandsaufnahme sollte deutlich geworden sein, dass KI auch bestimmte normative Geschlechterbilder sowie klassistische und rassifizierte Vorstellungen widerspiegelt und diesem Bild entsprechende Körper, Handlungen und Verhaltensweisen durch autonome Entscheidungssysteme, Überwachungssysteme oder Wearables vermittelt. Es stellt sich somit die Frage nach der Politik und Ethik maschineller Verkörperungen auf der einen Seite und nach technischen Möglichkeiten einer von Diversität und Pluralität geprägten Produktion sozialer Identitäten auf der anderen Seite, die durch und mittels digitaler Technologien vermittelt werden. Die Idee, Maschinen Mehrdeutigkeit, Eigenartigkeit und Fluidität in Bezug auf Identität beibringen zu können und sie nicht nur auf rigide Klassifikationen zu reduzieren, sollte auch in einer wissenschaftlichen Reflexion des Denkens jenseits von Technik eine Entsprechung finden.
Das Symposium möchte sich daher – nach der bisher vor allem empirisch in den Mittelpunkt gerückten Auseinandersetzung mit Auswirkungen im Zuge des Einsatzes von KI – dem Verhältnis von Queerness und KI aus einer stärker theoretischen Perspektive widmen. Geistes-, sozial- und kulturwissenschaftliche Forschung zeichnet sich insbesondere durch eine Diversität an begrifflichen Instrumenten, kritischen Ansätzen und ideengeschichtlichen Traditionen aus. Daher scheint es angesichts vielfältiger disziplinärer Hintergründe sinnvoll, eine gemeinsame Präzisierung der diskursiven Verschränkungen von KI und Queerness anzustreben, beispielsweise hinsichtlich ihrer Materialitäten und Ästhetiken, ihres dialektischen Potentials oder des ihnen zugeschriebenen Autonomieverständnisses. Ziel ist es, Formen der Diskriminierung und der Reproduktion normativer Stereotype in Zusammenhang mit Verfahren von KI zu erschließen und Möglichkeiten der Reduktion dieser Diskriminierung zu verhandeln.
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